Ein „kleines ich bin ich“ für junge Erwachsene

„Wer bin ich?“. Arbeiten am Thema Selbstkonzept mit Berufsschülerinnen und Berufsschülern. Foto: Thomas Tribula

Von Harald Ebert (Don Bosco Berufsschule)

Das „kleine ich bin ich“ von Mira Lobe kennen vermutlich viele Menschen. Viele Eltern oder Erzieherinnen nutzen das Narrativ von der Einmaligkeit der fremden oder eigenen Kinder oder eben aller Menschen. Es ist eine kulturelle Leistung der nächsten Generation zu vermitteln, dass jeder einzelne – so wie er ist – willkommen ist und wirklich gebraucht wird.

Ausgezeichnet mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis im Jahr 1972 berichtet das Buch von einem kleinen Tier das erkennt: Ich bin nicht irgendwer, ich bin ich. Die Psychologie spricht von Selbstkonzept: Die Gesamtheit der Überzeugungen und Vorstellungen einer Person über sich selbst. Das ist mehr als gelerntes Wissen über die eigenen Eigenschaften, sondern eher eine Bewertung. Die Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“ beeinflusst maßgeblich das eigene Verhalten, die eigenen Entscheidungen und das eigene Wohlbefinden. Der Frage nach dem „Wer bin ich?“ müssen sich junge Menschen beim Wechsel von der Schule in die berufliche Bildung erneut stellen und Antworten finden.

Schülerinnen und Schüler einer berufsqualifizierenden Maßnahme der Modellintegrationsgesellschaft (mig) und der Don Bosco Berufsschule trafen sich regelmäßig mit der erfahrenen Theaterpädagogin Christina Voss über einen Zeitraum von fünf Monaten. „Wer von uns hat die kleinsten Füße, die hellsten Augen, wer ist der Größte, wer der Kleinste?“ Das „Außen“ setzte sich zu einem Puzzle zusammen. Aus einem „Inneren“ „ich bin unfähig, ich kann gar nichts, ich bin faul“ wird ein „ich bin schön, ich will Bogenschießen lernen, ich will Feuerwehrmann werden, ich werde den Führerschein machen, ich werde Friedenslieder schreiben und singen“. Eine handverlesene Zuschauerschaft darf am Ende eine beeindruckende Theateraufführung sehen.

„Junge Menschen geben viel von sich preis und beschenken uns Pädagogen“, sagt Klassenlehrer Ben Schneider. Und alle sind dankbar für das Geschenk einer authentischen Viertelstunde. Auf dem „Mitmachen wollen ruht unsere Demokratie“, freut sich Schulleiter Harald Ebert und dankt ein weiteres Mal der Neumayer Stiftung (Frankfurt), die eine Begegnung zwischen einer Kunstschaffenden und jungen Menschen fördert und unterstützt.

Eine Theateraufführung von Berufsschülern für ein exklusives Publikum. Foto: Thomas Tribula

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